Im Laufe unseres Lebens gibt es unterschiedliche Wendepunkte. Manche führen wir selbst herbei. Wenn wir merken, dass wir beruflich oder auch privat nicht weiterkommen, treffen wir bewusst eine Entscheidung uns zu verändern. In diesem Fall sind Wendepunkte gut durchdacht. Wir machen uns eine Vorstellung davon, was wir erreichen wollen, was wir dazu lernen wollen, oder wie wir privat leben wollen. Wir lassen gedanklich ein Bild entstehen, indem wir uns da sehen, wo wir uns gerne hätten. Dann treffen wir eine Entscheidung zum Beispiel für eine Ausbildung, eine Trennung, einen Umzug – ,um unserem Ziel Schritt für Schritt näher zu kommen.
Bei diesen bewusst gewählten Veränderungen haben wir den riesengroßen Vorteil, dass wir mit unseren Kräften haushalten können. Wir haben ja selbst geplant etwas anders und neu zu machen.
Es gibt aber auch Wendepunkte im Leben, die nicht planbar sind. Sie überkommen uns einfach, wie z.B. eine Erkrankung, eine Kündigung oder eine Trennung.
In solchen Situationen werden wir überrollt. Wir fühlen uns erst einmal völlig überfordert, hilflos und bekommen Angst. Es steckt uns zunächst wie ein Schock in den Gliedern und wir wissen nicht, wie es weiter gehen soll.
Wir spüren, jetzt kommt es auf uns an! An diesem Punkt gibt es niemanden, der uns dieses Gefühl und diese Last abnehmen kann. Es gibt aber auch keinen zweiten Menschen, der genau dieselben Erfahrungen im Leben gemacht hat, wie wir.
Auch wenn sich der Moment unsagbar schwer anfühlt, bist jetzt du an der Reihe. Der erste und entscheidende Schritt aus der Krise einen am Ende positiven Wendepunkt zu machen beinhaltet für dich die Aufgabe die Krise mit all ihrer Härte ganz und gar zu dir zu nehmen. Nimm sie dir in dein Leben hinein. Erst, wenn sie dir wirklich gehören darf, kannst du sie gestalten und etwas daraus machen. Es mag jetzt unmöglich klingen, wenn ich dir sage: „nimm diese Situation als Geschenk!“ Auch wenn du die Tendenz hast, lieber den Kopf in den Sand zu stecken und du weißt genau, welche Anstrengung dich erwartet. Aber es ist eine riesengroße Chance, vieles in deinem Leben neu zu überdenken. Du kannst dich jetzt neu erfinden, dich überprüfen, du kannst schauen, ob dein Leben deinen Überzeugungen und Werten folgt, oder ob du einfach funktionierst.
Mache ein kleines Gedankenexperiment und stelle dir deine Krise als ein Gegenstand, oder eine Form vor. Versuche dir ein Bild von deiner Krise zu machen. Wenn du sie beschreiben würdest, wie groß wäre sie, welche Form, Farbe, Beschaffenheit hätte sie. Ist sie beweglich, oder fest, verändert sich diese Gestalt. Ist sie farbig, schwarz oder grau. Spiele mit dem Gedanken. Das nimmt der Krise die Bedrohung und du bekommst mehr Abstand.
Vermutlich wirst du die nächste Zeit verschiedene Gefühle durchlaufen vom Schock über die Wut bis zur Trauer. Versuche bei all diesen Gefühlen deine Krise als Geschenk zu nehmen. Wenn sie ganz bei dir ist, weißt du auch, dass sie dir keiner abnehmen kann. Und wenn du dich vom ersten Schrecken erholt hast, kannst du daraus etwas machen. Du beginnst zu formen. Stelle dir jetzt vor, es wären 5 Jahre vergangen und du hättest die Krise überwunden. Du bist glücklich und zufrieden. Du kannst auf das Geschehene blicken und sagen: „das war ein Wendepunkt in meinem Leben“! Das hat mich weiter gebracht, und ohne diese Zeit, wäre ich heute nicht der Mensch der ich bin. Ich würde nicht da stehen, wo ich jetzt stehe.
Überlege dir, und schreibe es vielleicht sogar auf, welche Schritte du aus der Sicht der Zukunft tun musstest, um heute so dazustehen.
Auch wenn das nur in deiner Vorstellung stattfindet, so gibt es dir Distanz und dadurch eine neue Perspektive. Wenn es dir gelingt diese Vorstellung von der überwundenen Krise zu bekommen, dann bist du auf die Kraft gestoßen, die in dir steckt. Es ist die Kraft, die du auf jeden Fall hast, die du aber in Krisensituationen nicht spürst. Dann übernimmt schnell die Angst, die Wut und die Trauer die Überhand. Genau das ist der einzige Unterschied zwischen einem selbstgewählten Wendepunkt und einem unvorhersehbaren Ereignis, das einen unfreiwilligen Wendepunkt nach sich zieht. Du hast erst einmal negative Gefühle und siehst deine Ressourcen nicht, obwohl sie da sind und auch greifbar.
Deine Kraft ist immer da. Suche sie und nimm sie dir für deinen Wendepunkt. Wenn du die Kraft gefunden hast und sie einsetzt, dann wird dir das auf dem Vertrauenskonto deines Lebens ein dickes Plus einbringen. Wenn du weißt, welche Kraft in dir steckt, dann kannst du in Zukunft auch darauf vertrauen, dass du jede Situation meistern kannst. Und je öfter du solche Wendepunkte in deinem Leben hast, desto sicherer wirst du werden.
Ich wünsche dir, dass du dieses Vertrauen findest und das Gefühl bekommst, neben dir könnte die Welt untergehen und du würdest bleiben. Die Kraft hast du dazu. Nimm sie dir!
Deine Maja Günther
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