In diesem Beitrag geht es darum, wie wir innerlich flexibel werden und bleiben können. Wie können wir von unserer Vorstellung eines bestimmten Weges abweichen, wenn es anders kommt, als wir dachten? Wie können wir von unserem Plan Abschied nehmen und lernen zu improvisieren. Und woher nehmen wir den Mut einen andere und neue Pfade zu beschreiten?

Hast du dir dein Leben vor zehn, zwanzig oder dreißig Jahren so vorgestellt wie es heute ist? Ist alles wahr geworden, was du dir vorgenommen hast? Hast du einen Weg eingeschlagen und bist heute immer noch auf diesem Weg?

In den seltensten Fällen gehen wir ganz geradlinig durch unser Leben. Oft sind wir herausgefordert Umwege zu gehen. Wir müssen uns umstellen und flexibel bleiben. Dennoch fällt uns das nicht immer leicht. Wir haben uns Gedanken gemacht welchen Weg wir gehen wollen und haben eine Entscheidung getroffen. Das bedeutet, dass wir investiert haben. Da ist es nicht leicht einfach loszulassen und einen anderen Weg einzuschlagen.

Nehmen wir als Beispiel eine Beziehung, die in die Brüche geht. Wir haben unser Leben mit dem einen Menschen geplant. Wir haben uns auf die Beziehung zu ihm eingelassen und damit gerechnet, dass wir den Lebensweg ab jetzt gemeinsam beschreiten. Wir haben einen Haushalt geteilt und Kinder bekommen. Wir richten uns ein in der Gemeinsamkeit und haben auch für die Zukunft eine Vorstellung von dem Leben mit dem anderen. Doch dann trennen wir uns und plötzlich ist alles anders. Wir müssen zahlreiche Entscheidungen treffen. Wer wird wo wohnen? Wer nimmt die Kinder? Wer erhält welche Dinge aus dem Haushalt? Wie wird das mit den gemeinsamen Freunden? Was wird die Trennung für finanzielle Auswirkungen haben? Was passiert mit zukünftig geplanten Unternehmungen?

Angenommen, wir würden uns weiterhin genauso wie vorher verhalten, dann gäbe es für keine dieser Fragen eine Lösung. Wir würden beide weiter an allem festhalten. An den Dingen, den Entscheidungen, die wir mal gemeinsam getroffen haben, und an dem Zuhause. Wir würden feststecken, streiten, leiden und uns aufreiben. Wir wären wie die Hummel, die sich in einem Raum verfängt und immer wieder von innen an die Scheibe fliegt, in der Hoffnung raus zu kommen. Im Gegensatz zur Hummel können wir unser Verhalten ändern. Wir müssen nicht am Ende auf der Fensterbank landen, weil wir unflexibel in den gleichen Verhaltensweisen und damit in der Situation verharren. Wir können zu jederzeit unser Leben flexibel gestalten.

Was du dazu brauchst, ist ein Umdenken. Verabschiede dich von deinem bisherigen Weg. Stell dir vor, du landest in einer Sackgasse. Hier geht es definitiv nicht weiter. Der Weg ist zu Ende. Der Abschiedsschmerz kann erst kleiner werden, wenn du den alten Weg verlässt.

Stell dir eine Situation aus der Vergangenheit vor, in der du schon mal einen Weg ungewollt verlassen musstest. Führe dir die Situation genau vor Augen. Versuche dich mit deinen Gefühlen noch einmal in diese unangenehme Situation hinein zu versetzen. Du hast sie gemeistert. Jetzt überlege, wie du es geschafft hast, den ursprünglichen Weg zu verlassen. Was hat dir dabei geholfen? Wie war es dir möglich einen neuen Weg einzuschlagen. Was war notwendig dazu?

Alles, was dir damals geholfen hat, steckt auch heute noch in dir. Du hast deine Hilfsmittel immer dabei. Du hast damals einen neuen Weg eingeschlagen. Wenn du heute auf die Situation zurückschaust, frage dich, welchen Gewinn dir der neue Weg gebracht hat. Vermutlich hast du die Vorteile des neuen Weges damals nicht so genau gesehen. Dazu braucht es emotionalen Abstand.

Wenn wir flexibel sein wollen, hindert uns genau dieser fehlende emotionale Abstand daran, den neuen Weg gehen zu können. Genau an der Stelle helfen zwei Dinge: zum einen das Bild von der Hummel. Wir müssen erst mit dem Kopf und dann auch emotional verstehen, dass dieser Weg nicht weiterführt. Und zum anderen der Blick auf das, was auf dem neuen Weg besser, leichter, freier und angenehmer sein wird. Das Handwerkszeug dafür hast du bereits bei dir. Das ist all das, was dir bei der letzten Weggabelung auch schon geholfen hat.

Der alte Weg war nur ein Weg. Er war geebnet. Du hast die Wahl zwischen ganz vielen spannenden und neuen Wegen Machst du der Hummel das Fenster auf, dann hat sie die Wahl. Sie kann in den Himmel fliegen, zur nächsten Blume, zum Wasser, zu den anderen Hummeln, in ihre Erdhöhle oder einfach nur außen auf das Fensterbrett.

Eine Trennung als Beispiel für die Notwendigkeit von innerer Flexibilität ist ein lebenseinschneidendes Ereignis. Du kannst Flexibilität auch in ganz kleinen Schritten im Alltag üben. Wenn du zum Beispiel immer nach Rezept kochst, dann versuche es zumindest beim Würzen einmal mit Improvisieren. Oder du änderst etwas an deinem Tagesablauf und nimmst dir ein paar Minuten für dich. Oder lädst spontan Freunde ein oder fährst ungeplant aufs Land. Du kannst auch eine neue Zahnpasta ausprobieren. Es spielt überhaupt keine Rolle, wo du dich in Flexibilität übst. Es wird dir bei den großen Wegen helfen, denn der Mechanismus ist immer der gleiche. Wir verlassen einen alten Weg, nehmen Abschied, sehen die Chancen der neuen Wege und treffen die Wahl für einen neuen Weg.

Ich wünsche dir, dass du viele wunderschöne Wege entdeckst mit Blumen, Feldern, Wäldern und glitzernden Gewässern. Und dass du irgendwann sagen kannst, dass du keinen Umweg in deinem Leben bereust. Jeder bringt etwas Positives mit sich.

Deine Maja Günther

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