Die richtige Mischung macht´s!

In diesem Podcast geht es um ein Gleichgewicht von Geben und Nehmen in der Beziehung. Je größer dieses Gleichgewicht ist, desto positiver wirkt sich das auf unsere Beziehung aus. Wie kommt es zu einem Ungleichgewicht? Und wie können wir für eine Balance zwischen Geben und Nehmen sorgen?

Die erste Schwierigkeit ist dabei, dass wir das alle unterschiedlich definieren. Was für den Einen „viel geben“ bedeutet, ist für den anderen wenig. Was der Eine unter „viel nehmen“ versteht, ist für den anderen normal oder gar selbstverständlich!

Es ist abhängig davon, welche Beziehung wir zu unseren Eltern, Geschwistern und Freunden hatten und immer noch haben. Es gibt kulturelle Unterschiede und es spielt eine Rolle, welche Erfahrungen wir bisher in Beziehungen gemacht haben. Zu einem Teil lernen wir, je nachdem wie wir sozialisiert sind, wieviel wir geben oder nehmen. Zu einem anderen Teil entscheiden wir uns bewusst, wieviel sich für uns richtig anfühlt. Dieser Lernprozess endet nie. Er dauert so lange an, wie wir uns weiterentwickeln. Mit allem, was wir über uns selbst und über unsere Bedürfnisse lernen, können wir klarer definieren, wie viel Geben und Nehmen gut für uns ist.

Es ist in Beziehungen wie beim Gießen einer Pflanze. Wenn du jeden Tag Wasser reinfüllst, ertrinkt die Pflanze und geht ein. Wenn sie zu wenig Wasser bekommt, vertrocknet sie und geht ein. Auf die richtige Menge kommt es an und die ist wiederum von der Art und Größe der Pflanze abhängig. Es gibt keine vorgegebene Menge Wasser, die für jede Pflanze richtig ist.

So ist es auch in Beziehungen. Abgesehen davon, dass wir den anderen kennen lernen müssen, um herauszufinden wie viel er braucht und was zu viel ist. So müssen wir uns selbst erst einmal erkunden, um ein Gefühl dafür zu bekommen, wieviel wir geben wollen und geben können und was wir annehmen wollen. Bei beiden gibt es ein Zuviel und ein Zuwenig und es gibt auch das „richtige Maß“. Meistens nehmen wir es über das Gefühl wahr. Es fühlt sich gut an, wenn eine Balance hergestellt ist. Es ist schwer, das mit dem Kopf zu entscheiden.

Kennst du auch die Situation, dass du es deinem Partner deiner Partnerin so gut wie möglich machen möchtest? Du willst es ihm oder ihr Recht machen, ihn oder sie unterstützen und du willst dich selbst von deiner besten Seite zeigen. Du merkst nach einer Weile, dass du viel mehr gibst als du bekommst und du merkst auch, dass dein eigenes inneres Gleichgewicht aus den Fugen gerät. Du fühlst dich ausgepowert oder sogar ausgenutzt, obwohl das der oder die andere gar nicht so gewollt hat. Du bist ungewollt und unbemerkt ganz in die Geberrolle geraten und hast dabei deine eigene und vielleicht auch die Grenze des Anderen überschritten. Die Folgen davon sind: Häufige Streitereien, Unzufriedenheit und ein Gefühl von Ausgelaugtheit oder Überlastung.

Und umgekehrt gibt es Situationen, in denen wir mehr nehmen als geben. Das sind beispielsweise Zeiten, in denen wir selbst viel zu tun haben. Wenn uns außerplanmäßige Themen Zeit kosten wie: eine Krankheit, ein Umzug, eine schwierige Beziehung zu einem Familienangehörigen oder Freunden oder ein Todesfall. Wir können dann Hilfe gut gebrauchen. Wenn dieser Zustand aber über einen langen Zeitraum anhält, dann bekommen wir den anderen Menschen gegenüber ein schlechtes Gewissen, dass wir länger schon mehr annehmen als geben. Wir können die Hilfe nicht mehr mit vollem Herzen genießen und spüren, dass ein Ungleichgewicht entstanden ist. Wir wollen wieder mehr geben, haben aber nicht die Möglichkeit dazu, weil unsere Kräfte noch nicht reichen.

Um ein Gleichgewicht wieder herstellen zu können, ist es wichtig, dass wir uns über den derzeitigen Stand der Dinge austauschen. Es wird immer Zeiten geben, in denen wir mehr geben und andere Zeiten, in denen wir mehr annehmen. Die Wage kann hier nie ausgewogen in der Mitte stehen. Sie ist, wie unser Leben ständig in Bewegung. Es ist ein ständiges austarieren. Wenn uns das bewusst ist, dann fällt das Annehmen vielleicht schon leichter. Und dann sind wir beim Geben aufmerksamer für unsere eigenen Grenzen.

Mache eine Bestandsaufnahme, wieviel du derzeit gibst, und wieviel du nimmst und zeichne dir ein Bild von deiner Waage. Schreibe dir in die linke Waagschale alles, was du gibst und in die rechte Schale alles, was du annimmst. Überlege dir dann wie groß und demnach auch wie schwer die zwei Seiten im Verhältnis zueinander sind und zeichne die Neigung ein. Überlege dir dann, wie du zu einem Gleichgewicht kommst. Brauchst du mehr auf der linken oder der rechten Seite? Was kann es sein, was du brauchst? Brauchst du mehr Zeit für dich? Solltest du ab und zu mal „nein“ zu einem Auftrag sagen? Hier kommt alles rein, was dir ein besseres Gefühl bereitet.

Oder ist deine Waage derzeit im Gleichgewicht. Stelle dir dann dein Zielbild vor. Welche Neigung ist ok für dich? Mit welcher Stellung der Waage kannst du gut leben? Im letzten Schritt überlege dir, wie du das, was du in Zukunft für eine gute Balance brauchst in deinen Alltag einbauen kannst. Nimm es dir täglich vor. Wiederhole die Übung in einer oder in zwei Wochen wieder und schau, was sich verändert hat und wie es dir dann geht.

Ich wünsche dir Ausgeglichenheit, Ruhe und ein gutes Gefühl für deine Grenzen. Wenn du das für dich entwickelst, wird es auf deinen Partner, deine Partnerin automatisch wirken.

Deine Maja Günther