In diesem Beitrag geht es darum, zu uns selbst und zu anderen eine wertschätzende Haltung zu finden, selbst wenn sich diese uns gegenüber anders verhalten, als wir uns das wünschen würden.

Warum verletzt uns manche Kritik so sehr? Hierzu müssen wir erst einmal unterscheiden, in welcher Beziehung wir zu jemandem stehen. Je näher uns ein Mensch ist, desto verletzlicher sind wir, wenn jemand uns krumm kommt. Kennen wir ihn nicht oder begegnen wir ihm vielleicht nur zufällig, trifft es uns weniger. Das liegt vermutlich daran, dass wir zum einen nichts zu verlieren haben, weil wir den Menschen im Zweifel auch nicht mehr begegnen werden. Zum anderen haben wir innerlich Abstand zu der Person, weil wir nichts Persönliches mit ihr teilen. Dieser Abstand bewahrt uns davor, uns gekränkt zu fühlen.

Steht uns jemand nahe, ist das viel schwieriger. Dann sind wir in Beziehung, wir teilen eine gemeinsame Geschichte und kennen uns. Dann wir haben etwas zu verlieren. In dem Fall ist es viel schwieriger Kritik zu ertragen.

Wenn wir zum Beispiel Vorwürfe bekommen, warum wir etwas nicht anders gemacht haben, oder jemand zu uns sagt: „Warum hast du nicht dies oder jenes gesagt!“, dann kommen wir in die Zwickmühle. Oft merken wir ja in dem Moment selbst, dass es nicht optimal läuft, und ärgern uns selbst über uns. Weist uns jemand auch noch daraufhin, werden wir uns zusätzlich über ihn ärgern.

Das Problem an der Situation: Es ist ja schon schiefgelaufen. Der Hinweis bringt uns kein Stückchen weiter. Die Folge ist, dass wir abgelenkt sind von dem, was wir eigentlich zu tun hätten, nämlich zu schauen, wie es für uns gut weitergeht. Stattdessen stecken wir im Ärger fest und bekommen schlechte Laune für den Rest des Tages.

Was kann dir helfen, schnell aus einer solchen Situation heraus zu kommen? Denke an eine Situation zurück, in der du kritisiert wurdest und die du bereits überwunden hast. Was hat dir damals geholfen? Wie war es möglich, dass dein Ärger abflauen konnte? Was hast du dazu gebraucht?

Häufig sind es verschiedene Dinge, die helfen. Zum einen hilft es Abstand zu gewinnen. Mache dir dazu erst einmal deine Beziehung zu dem Menschen bewusst, der dich kritisiert oder dir Vorwürfe macht. Wie wichtig ist derjenige in deinem Leben? Wie nahe steht ihr euch und wie wichtig ist dir sein Feedback zu dem jeweiligen Thema? Mache dir weiter bewusst, dass der andere es wahrscheinlich mit seiner Kritik gut mit dir meint. Offensichtlich ist ihm daran gelegen, dir zu helfen oder dich zu unterstützen. Wärst du ihm nicht wichtig, würde er seine Zeit und Mühe erst gar nicht darauf verschwenden dir überhaupt seine Meinung zu sagen.

Ein weiterer Grund, warum dich andere mit ihrer Kritik verletzten können, kann darin liegen, dass du die Kritik zu persönlich nimmst und dich als minderwertig wahrnimmst. Du bist als Mensch nicht schlecht oder mangelhaft, nur wenn etwas mal nicht optimal läuft. Trenne dein Verhalten von dir als Person. Nur weil dein Verhalten nicht ideal war, bist du noch lange kein schlechter Mensch! Verzeihe dir deine Fehler und besinne dich auf das, was gut ist an dir!

Oft geht es auch darum, wie Kritik vorgetragen wird. Wenn dir jemand wertschätzend eine Handlungsempfehlung ausspricht, fühlt sich das im Zweifel besser an, als wenn jemand leicht angesäuert tadelt oder genervt oder ungehalten reagiert. Du darfst von jedem Menschen in deiner Umgebung erwarten, dass er dich wertschätzend und freundlich behandelt! Sprich demjenigen gegenüber aus, dass du dir einen freundlichen Umgang wünschst.

Egal, wer etwas Verletzendes zu dir sagt, versuche bei dir selbst zu bleiben, Abstand zu bekommen und dir den anderen im Rahmen seiner Möglichkeiten vorzustellen. Wenn dir die Kritik angemessen erscheint, dann stelle dich nicht als Mensch in Frage, sondern überprüfe lediglich dein Verhalten. Das kannst du ändern.

Wenn du das nächste Mal spürst, dass dich jemand kritisiert oder verletzt, dann rechtfertige dich nicht, sondern nimm es an. Kümmere dich gut um dich selbst. Wenn du es brauchst, dann ziehe dich erst einmal zurück, nimm Abstand, um das Ganze zu überdenken und zu verdauen. Sortiere nochmal nachträglich, was von der Kritik wirklich zutrifft, was du annehmen willst und was nicht zu dir, sondern vielleicht zum anderen gehört. Manchmal ist es gut, nochmal das Gespräch zu suchen und dem anderen die Ergebnisse deiner Überlegungen mitzuteilen, und wenn es dabei vielleicht nur um die Art und Weise geht, wie etwas gesagt wurde.

Du allein entscheidest über dein Verhalten. Du kannst wählen, was du annehmen und was du ablehnen möchtest. Pass gut auf dich auf und sei milde zu dir, wenn Kritik dich zu tief trifft. Du allein weißt, wie viel Wahrheit in der Kritik steckt und du bist es wert, freundlich behandelt zu werden.

Deine Maja Günther

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